Die Contrarian-Strategie (Teil 1)

“I believe the very best money is made at the market turns. Everyone says you get killed trying to pick tops and bottoms, and you make all your money by playing the trend in the middle. Well, for twelve years, I have been missing the meat in the middle, but I have made a lot of money at tops and bottoms.” –               

                                                                                        Paul Tudor Jones

 

Jeder Trader kennt den Spruch “The trend is your friend.” Er klingt einfach und logisch. Als Trader sollten wir versuchen, herauszufinden, welcher der aktuelle Hauptrend unseres Marktes ist. Haben wir den Trend identifiziert, besteht die nächste Aufgabe darin, einen Entry in die Richtung des Trends zu finden. Viele Trader setzen dafür Indikatoren ein. Trader, die vertraut sind mit Technische Analyse warten zum Beispiel auf sogenannte Reversals um eine Position mit dem Trend einzunehmen.

Die konsequente Durchführung dieser Anlage-Strategie nennt man Trend Following. Auf Deutsch: dem Trend folgen. Diese Strategie wurde in den siebziger Jahren bekannt, weil einige Trader in den Rohstoffmärkten  überragende Erfolge feiern konnten (Merke: in den siebziger Jahren gab es hervorragende Trends in den Rohstoffmärkten).

Die meisten Trader sind – bewusst oder unbewusst – mehr oder weniger Trendfolger. Sie sehen wie sich der Markt in eine bestimmte Richtung bewegt und versuchen mit diesem Trend zu gehen. Diese Betrachtung klingt logisch und vernünftig. Die Erfahrung zeigt aber, dass die Umsetzung dieser Trading-Philosophie schwerer ausfällt als erhofft. Freilich, der Trendfolger hat einen Vorteil, wenn es ihm gelingt, seine Verluste zu minimieren und das Maximum aus seinen Gewinn-Trades herauszuholen. Wenn.

Es gibt aber eine Gruppe von Tradern, die über eine völlig andere Herangehensweise verfügen. Sie werden die Contrarians genannt, weil sie gegen den aktuellen Trend handeln. Diese Trader glauben eben nicht, dass man dem Trend folgen sollte. Im Gegenteil, sie versuchen auf Charts Hochs oder Tiefs zu identifizieren und nehmen dann die entgegengesetzte Position ein. Sie handeln gleichsam entgegen der Meinung der Mehrheit. Sie glauben mit dem legendären Trader Paul Tudor Jones (siehe Zitat oben), dass das Geld an den Märkten am besten verdient wird, wenn es einem gelingt die Drehpunkte im Markt zu handeln. Contrarians haben also eine völlig entgegengesetzte Trading-Philosophie als die Trendfolger. Sie sind der Überzeugung, dass die Mehrheit der Trader (die Masse, die dem Trend folgt) in der Regel falsch liegt.

Die übliche Kritik an die Contrarian-Methode ist, dass man die Hochs und die Tiefs nicht traden kann, weil man sie erst im Nachhinein auf dem Chart identifizieren kann. Diese Kritik ist nicht leicht von der Hand zu weisen, und sie ist auch der Grund, weshalb Trend-Trading so populär ist. Die Frage ist aber, ob überhaupt die Notwendigkeit besteht, zu wissen wo die genauen Drehpunkte im Markt liegen. In dieser Artikel-Serie wollen wir anhand von einigen Beispielen herausfinden, ob Contrarian-Trading eine praktikable Methode sein kann.