Tipps aus Trader-Interviews: Peter Brandt

Peter Brandt wurde in TRADERS´ 03/2014 interviewt. Vor vielen Jahren arbeitete er als Trader für die legendäre Commodities Corp., wo auch die Karriere von Market Wizards wie Michael Marcus, Bruce Kovner, Ed Seykota und Paul Tudor Jones begann. Peter Brandt hat über einen Zeitraum von 30 Jahren eine beeindruckende durchschnittliche Jahresrendite von mehr als 40 Prozent erzielt. Dabei machte er in seinem besten Jahr mehr als 600 Prozent und hatte nur vier Verlustjahre im einstelligen Prozentbereich.

In diesem Review fassen wir kurz die interessantesten Punkte aus dem Interview zusammen:

1)       Handeln Sie in der Anfangszeit mit einem kleinen Konto. Peter Brandt machte zu Beginn seiner Karriere viele Verluste, aber konnte dennoch weiter dranbleiben, da er nie existenzielle Risiken einging.

2)       Analysen und das tatsächliche Trading sind zwei völlig verschiedene Dinge. Es dauert lange, bis man sich die notwendigen Prozesse erarbeitet hat. Die Arbeit an diesen Prozessen dauert auch während einer erfolgreichen Trading-Karriere weiter an.

3)       Bei einer Trefferquote von 35 Prozent, wie es für Peter Brandt realistisch ist, würde ein Risiko von 5% pro Trade irgendwann zur Katastrophe führen. Für ihn beträgt das Risiko daher nicht mehr als 1% pro Position.

4)       Es ist falsch, seine Strategie in einem Drawdown zu verändern. Man muss lernen, einen Ansatz auch in den unweigerlich auftretenden Verlustserien durchzuhalten. Doch man kann das Risiko reduzieren, wenn man verliert und es erhöhen, wenn man wieder gewinnt.

5)       Als Ausbruchs-Trader sollte man nicht versuchen, schlauer als der Markt zu sein und den Ausbruch zu antizipieren, um schon vorher einzusteigen. Damit hat Peter Brandt in seiner Karriere viel Geld verloren.

6)       Befassen Sie sich vorrangig mit dem Chart und der dort offensichtlichen Aussage. Zu viel Fokus auf den Namen des Instruments, das Kursniveau oder die Tagesnachrichten sind Faktoren, die sich emotional negativ auf Ihr Trading auswirken können.

7)       Es geht im Trading immer auch darum, gegen menschliche Emotionen anzukämpfen. Diese treten zum Beispiel auf, wenn man sich auf den Kontostand fokussiert statt auf die Märkte. Ein guter Ansatz ist es, so zu handeln, dass man seine Entscheidungen später am wenigsten bedauert, egal wie es ausgeht.

8)       Mehr Abstand zum Markt und von den Emotionen des Tagesgeschäfts führen unter dem Strich zu besseren Ergebnissen. Dabei ist es egal, wo das Kursniveau liegt. Alles, was zählt ist, ob der Kurs von dort aus nach oben oder nach unten geht.

9)       Gutes Risikomanagement ist gerade in den schlechten Jahren entscheidend. So schneidet man die linke Seite der Verlustverteilung ab. In den guten Jahren geht es dann darum, Positionen einfach laufen zu lassen, statt sie ständig aufs Neue mit Trailing-Stopps abzusichern.

10)   Analysieren Sie Ihre Handels-Setups fortlaufend. Peter Brandt führt Buch über seine Chartmuster und verschiedene denkbare Umsetzungsstrategien. Durch diese Statistiken hat er erkannt, welche Ein- und Ausstiege jeweils am besten funktionieren.

11)   Ein stabiles Einkommen ist während der Anfangsphase als Trader extrem hilfreich. Man muss unbedingt vermeiden, sich emotional an das Trading-Kapital zu binden. Daher ist es positiv, wenn der Lebensunterhalt zunächst nicht aus dem Trading bestritten werden muss.

12)   Gehen Sie bei Fehlern nicht zu hart mit sich selbst ins Gericht und vergeben Sie sich selbst, um den Kopf wieder frei zu bekommen. Man muss beharrlich zu sein und immer wieder aus Fehlern lernen. Das ist der einzige Weg, um auf Dauer wirklich besser zu werden. Viele Einsteiger unterschätzen diese Lernkurve allerdings völlig.