Buchbesprechung: One Good Trade - Inside the Highly Competitive World of Proprietary Trading

Mike Bellafiore, Wiley 2010

Dieses Buch hat das Potenzial, zu einem Klassiker der Trading-Literatur zu werden. Es bietet eine Fundgrube an Wissen und persönlichen Erfahrungen des Autors Mike Bellafiore, der Partner bei der US-Eigenhandelsfirma SMB Capital ist.

Im 1. Abschnitt geht es um das Konzept, konsistent einen strategisch guten Trade nach dem anderen zu machen statt zu versuchen, jedes Mal recht zu haben. Exemplarisch wird die Entwicklung verschiedener Trader beschrieben und deren Persönlichkeit analysiert, um zu zeigen, was sie auszeichnet und erfolgreich macht. Sie suchen die besten Chance/Risiko-Situationen und fokussieren sich darauf, diese sauber umzusetzen. Vor jedem Trade sind sie in der Lage, die Handelsidee in einem Satz (mental) zusammenzufassen. Nach jedem Trade reflektieren sie, was passiert ist und spielen das Ganze nochmal im Kopf durch. Erst dann wird der Trade abgehakt.

Der 2. Abschnitt behandelt den Weg zum Erfolg. Es könnte das schwierigste Unterfangen im Leben sein, ein dauerhaft profitabler Trader zu werden. Die besten Händler respektieren immer den Markt, eröffnen kleine Positionen und kaufen nur zu, wenn der Trade für sie läuft. Sie denken fortlaufend im Wenn-Dann-Schema und passen sich so an das an, was der Markt vorgibt, statt an ihrer Meinung festzuhalten. Das oberste Ziel muss es sein, zu überleben und währenddessen nie aufzugeben. Wenn man einen Weg findet, das sicherzustellen, dann werden die guten Zeiten kommen. Viel wichtiger als an irgendwelche Prognosen zu glauben ist es deshalb, an sich selbst zu glauben und daran, dass man es schaffen wird. Man muss sich selbst als erfolgreichen Trader sehen können. Gleichzeitig darf man nicht zu viel Selbstvertrauen haben oder zu früh große Positionen handeln.

Im 3. Abschnitt geht es um die Handelsmethode „Stocks in Play“. Das sind Aktien, die gerade frische Nachrichten haben, große Gaps ausbilden oder ungewöhnlich hohes Volumen aufweisen. Kurz gesagt: Werte, bei denen schnelle Bewegungen und attraktive Chance/Risiko-Verhältnisse möglich sind. Gerade in der Berichtssaison gibt es viele solcher Aktien. Trader sollten sich täglich die besten 2 oder 3 aussuchen und sich auf diese fokussieren, um nicht den Überblick zu verlieren. Gleichzeitig sollte man es aber nicht zu kompliziert machen. Letztlich geht es bei dieser Trading-Strategie mehr oder weniger darum, starke (schwache) Aktien an Levels mit gutem Chance/Risiko-Verhältnis zu kaufen (verkaufen).

Im 4. Abschnitt wird die mentale Seite beleuchtet. Eine der besten Techniken, um sich dauerhaft zu verbessern, ist Visualisierung. Sich vorzustellen, wie wir uns in bestimmten Situationen verhalten werden. Das ermöglicht eine bessere Kontrolle über unsere Emotionen und hilft, an individuellen Schwächen zu arbeiten. Auch Mentoren sind wertvoll. Sie können Talente entdecken, die man selbst gar nicht wahrnimmt oder von denen man erst überzeugt werden muss. Oftmals brauchen Trader auch einfach jemanden, der ihnen Mut zuredet, wenn sie unsicher sind oder sich am Markt eine blutige Nase geholt haben. Das ist oft in Übergangsphasen der Fall, wenn sich das Marktverhalten gerade verändert. Mike Bellafiore weist aber auch darauf hin, dass man alles rausholen muss, solange es gut läuft. Denn es ist nicht das Selbstverständnis eines professionellen Händlers, sich in einer guten Phase eine Pause zu gönnen.

 

Fazit

Das letzte Kapitel fasst die wichtigsten Inhalte zusammen und schaut auf die Meta-Ebene. Der Kern der vorgestellten Handelstechnik ist es, Intraday-Levels bei Aktien zu handeln, die gerade „in Play“ sind. Levels, an denen der Kampf zwischen Bullen und Bären ausgetragen wird und wo sich hohes Volumen abzeichnet. Erfolgreiche Intraday Trader platzieren einen guten Trade nach dem anderen, halten sich nicht an Prognosen fest und sind mental fokussiert, selbstbewusst und flexibel. Kommt es dennoch früher oder später zu einer Trading-Krise, rät Mike Bellafiore dazu, kleinere Positionen zu handeln, nur die allerbesten Setups zu selektieren und sich dann auf diejenigen Muster zu konzentrieren, die im neuen Marktumfeld gerade am besten funktionieren. Aber auch für alle, die es schaffen, profitable Trader zu werden, ist die Reise noch lange nicht zu Ende. Man muss seine Systeme und Strategien immer wieder neu an die Märkte anpassen, da diese sich ständig verändern.

 

 

10 Erkenntnisse aus dem Buch:

-         Stocks in Play sind ideale Daytrading-Instrumente mit Bewegungspotenzial

-         Verlust-Trades sofort glattstellen zu können ist ein Vorteil gegenüber Institutionellen

-         Schauen Sie sich Aufzeichnungen ihres Tradings an und reflektieren ihre Setups

-         Man muss sich davon verabschieden, immer richtig liegen zu wollen

-         Verlustphasen und daraus entstehende Selbstkritik machen Trading zu einem harten Job

-         Erfolgreiche Trader lieben den Wettkampf und sind mental widerstandsfähig

-         Lernen Sie aus Rückschlägen, statt sich selbst niederzumachen

-         Erinnern Sie sich in schwierigen Phasen an vergangene Erfolge

-         Handeln Sie kleinere Positionen, um in einem Drawdown wieder Fuß zu fassen

-         Um ein disziplinierter Trader zu werden, muss man zuerst eine disziplinierte Person sein