Die besten Trading-Bücher: Being Right or Making Money

Ja, du hast richtig gelesen: Being Right OR Making Money. Was auf den ersten Blick etwas seltsam klingt, macht bei genauerem Hinsehen absolut Sinn – mehr dazu gleich.

Das Buch erschien im Jahr 2014 in der 3. Auflage. Die Vorgängerversion wird auf Amazon zu rund 100 Dollar gehandelt, die Erstauflage ist wohl inzwischen Gold wert. Mit anderen Worten: Das Buch ist ein Klassiker und Ned Davis ein Held für jeden Analysten.

Kapitel 1 – Being Right or Making Money

Das erste Kapitel ist das wichtigste und beste im ganzen Buch. Deswegen werde ich hier auch überwiegend zu diesem Kapitel schreiben. Es werden keine Handelsregeln vorgestellt, sondern die Grundlagen erfolgreichen Investierens besprochen. Ned Davis vermittelt ein solides Grundverständnis dessen, worum es dabei überhaupt geht.

“Investing is a game of making mistakes. The difference between the winners and the losers is that the losers make the big mistakes while the winners cut their losses short.” (Ned Davis)

Eines wird dem Leser schnell klar: Richtig zu liegen allein nützt überhaupt nichts! Wenn es darum geht, Geld zu verdienen, ist es zunächst einmal entscheidend, keine großen Fehler zu machen. Mit anderen Worten: Wenn deine Position in den Verlust läuft, solltest du dich darum kümmern, sie wieder loszuwerden – und es nicht etwa auszusitzen oder zu “hoffen”. Erst wenn du deine Verluste im Griff hast, kannst du dich darauf konzentrieren, zu gewinnen. Wer das nicht glaubt, wird es wohl früher oder später auf die harte Tour lernen.

Wie kam Ned Davis nun auf diesen ungewöhnlichen Buchtitel? Gleich zu Beginn des ersten Kapitels räumt er mit dem größten Irrglauben an den Märkten auf – nämlich, dass die Experten wüssten, wohin die Märkte gehen. Das ist nicht der Fall. Und es ist auch nicht wichtig. Denn der Punkt ist, dass es nicht darauf ankommt, wer “Recht hat” – es kommt darauf an, das Richtige zu tun, die Risiken zu begrenzen, den Handelsregeln zu folgen und damit Geld zu verdienen – und nicht darauf, irgendwelche Prognosen abzugeben.

“We have two classes of forecasters: those who don’t know and those who don’t know they don’t know.” (Kenneth Galbraight)

Genau deswegen glaubt Ned Davis, dass die erfolgreichsten Anleger risikoavers sind. Menschen, die sich nicht überschätzen oder ihr Ego aufblasen wollen. Also genau das Gegenteil dessen, was die Öffentlichkeit mit der Börse in Verbindung bringt. Denn die Märkte lehren früher oder später jedem, der mit großem Ego und hohem Risiko antritt, eine bittere Lektion.

Ned Davis hat viel Zeit investiert, um zu untersuchen, welche Eigenschaften die langfristig erfolgreichen Anleger gemeinsam haben. Das Ergebnis: sie sind bescheiden, haben viele Fehler gemacht und waren so gut wie nie mit irgendwelchen Prognosen in den Medien vertreten. Sie versuchten also nicht, ihre Meinungen und Erwartungen vor einem großen Publikum zu präsentieren, sondern fokussierten sich darauf, Geld zu verdienen.

“The stock market is man’s invention that has humbled him the most.” (Alan Shaw)

Außerdem beschreibt Ned Davis, was genau der Schlüssel zum Geldverdienen an der Börse ist. Grundlage dessen sind seine langjährigen Analysen erfolgreicher Trader. Dabei fand er folgende 4 Elemente:

● objektive Indikatoren statt (emotionaler) Bauchentscheidungen

● Disziplin bei der Umsetzung ihrer Strategien, in guten und schlechten Zeiten

● Flexibilität, seine Meinung zu ändern, wenn die Märkte umschwenken

● Risikomanagement

Ned Davis nennt den Börsenhandel “einen Kampf ums Überleben”. Du musst den Willen haben, immer wieder zurückzukommen, und sehr diszipliniert und geschäftsmäßig an das Trading heranzugehen. Die Märkte werden auch in 20 oder 30 Jahren noch da sein, aber die wirkliche Frage ist: Bist du dann noch dabei?

“If I had to sum up my practical skills, I would use one word: survival.” (George Soros)

Im Rest von Kapitel 1 beschreibt Ned Davis die Geschichten einiger erfolgreicher Investoren und erklärt die grundlegende Philosophie von Ned Davis Research: “Don’t fight the tape. Don’t fight the Fed. Be wary of the crowd at extremes.”

Kapitel 2 – The Model-Building Process

Das zweite Kapitel behandelt grundsätzliche Indikatoren, auf die ich hier nicht genauer eingehen möchte. Wichtig ist aber der Hinweis, dass Indikatoren nur dann einsetzt werden, wenn sie sich in sensitiven Bereichen bewegen – das heißt nur dann, wenn sie mit hoher Wahrscheinlichkeit etwas aussagen.

Kapitel 3 – A Stock Market Model

Hier wird das Aktienmarktmodell “Fab Five” beschrieben. Kurz zusammengefasst besteht es aus den Komponenten Tape (zählt doppelt), Sentiment, Geldpolitik und Combo (kombiniert aus 6 Systemen). Jede Komponente besteht wiederum aus einzelnen Teilindikatoren. Je nachdem, ob die einzelnen Komponenten bullisch oder bärisch sind, kann der finale Fab Five zwischen -5 und +5 liegen.

Kapitel 4 – A Simple Model for Bonds

Auf wenigen Seiten wird ein älteres (aber zuletzt performantes) Modell vorgestellt, auf das ich nicht näher eingehe.

Kapitel 5 – Potential Bear Market in 2014

Wie wir heute wissen, lag Ned Davis mit diesem Kapitel nicht ganz richtig. Aber er weist er in seinen Analysen auch darauf hin, dass die Lage nicht immer eindeutig ist und weitere Bestätigung folgen sollte. Einige interessante Indikatoren, die er analysiert, sind:

● Margin Debt (absolut und relativ zu Cash bei Brokern)

● Aktienfonds Cash/Assets Ratio

● Zu- und Abflüsse Aktienfonds vs. Anleihefonds

● Consumer Confidence (Conference Board)

● National Association of Active Investment Managers (NAAIM) Survey Average

● Median des Kurs/Umsatz-Ratios am Markt

● NYSE Advance/Decline Linie

● Performance von Financials und Versorgern vs. Gesamtmarkt

● Präsidentschaftszyklus

● Zinsstrukturkurve

● National Financial Conditions Index (NFCI)

● Demografie (Geburtsraten)

Kapitel 6 – The Aging World

Die Herausforderung unserer Zeit ist, dass die Weltbevölkerung langsamer wächst (was zunächst gut ist), aber auch immer älter wird – die Lebenserwartung steigt, während die Anzahl der Kinder sinkt. Überall auf der Welt wird das Durchschnittsalter steigen, was im Buch genauer analysiert wird.

Die Zeiten der sogenannten “demografischen Dividende”, in der eine wirtschaftlich günstige Zunahme der Arbeitsbevölkerung bei gleichzeitiger Abnahme der Jungen und Alten herrscht, sind in den Industrieländern weitgehend vorbei. Verschiedene (Entwicklungs-)Länder haben diese lange Phase noch vor sich. Das sind vor allem Saudi-Arabien, Mexiko, Indien, Argentinien, Türkei, Südafrika, Indonesien und Brasilien. Die USA stehen als einziges Industrieland demografisch recht gut da.

Kapitel 7 – United States Energy Independence

In diesem Kapitel, was ich nur kurz zusammenfassen möchte, zeigt Ned Davis die mögliche baldige Unabhängigkeit der USA in Sachen Energieversorgung. Das wäre das erste Mal seit 1956.

Entscheidende Faktoren auf diesem Weg sind die Entwicklung und Verbreitung von Elektroantrieben sowie die Förderung großer Vorkommen (und der Export) von Natural Gas in den USA. Niedrigere Energiekosten würden auch der Industrie in den USA deutlich helfen.

Fazit: Wie gesagt, das wichtigste im ganzen Buch ist Kapitel 1. Es ist die Philosophie, die viele große Trader zu dem gemacht hat, der sie sind (oder waren). Und es ist die Philosophie, die das Buch seit seiner Erstauflage zu einem Klassiker der Trading-Literatur gemacht hat.


Quellen:
[1] David, N. (2014), Being Right or Making Money, 3rd Edition, John Wiley & Sons.