Warum du beim Trading (manchmal) alles vermasselst

Heute haben wir ein ernstes Thema. Es geht darum, warum du beim Trading (hoffentlich nur manchmal) alles vermasselst. Und ja, zugegeben, ich auch, und zwar öfter als du vielleicht denkst. Der Grund, warum ab und zu alles schief läuft, ist nicht der Markt, nicht der Broker, und nicht irgendeine wilde Verschwörungstheorie. Nein, der wirkliche Grund sitzt genau zwischen unseren Ohren. Dafür liefert dir der heutige Beitrag einen Haufen Beweise!

“We have met the enemy and they are us.“ (Pogo)

Pogo, die kleine Comicfigur, hatte recht: Wir selbst sind das Problem. Im Trading ganz besonders. Da hast du stundenlang den Markt analysiert und Trading-Setups entworfen, um dann alles über den Haufen zu werfen und kurzerhand Long oder Short zu gehen, nur weil dich die Kurse auf deiner Handelsplattform so schön anblinken. Verrückt oder? Fühlst du dich manchmal so, als ob du durch ein Bermuda-Dreieck aus verzerrter Wahrnehmung, offensichtlichen Fehlern und emotionalem Verhalten steuerst? Dann bist du nicht allein. In einer spannenden Meta-Studie haben US-Forscher eine Vielzahl existierender Untersuchungen über das Verhalten von Privat-Tradern analysiert und dabei allerlei “psychologische Baustellen” gefunden. Schauen wir uns die wichtigsten an.

Overconfidence. Wusstest du, dass über 70% der Autofahrer denken, sie könnten sicherer fahren als der Durchschnitt? [2] Tja, das kann ja wohl nicht sein! Bereits an diesem einfachen Beispiel erkennst du die grundsätzliche Tendenz des Menschen, seine eigenen Fähigkeiten zu überschätzen. An der Börse führt das dazu, dass die meisten denken, sie könnten besser Aktien auswählen und ein ausgefeilteres Timing umsetzen als die anderen. Und wenn es ein paar Mal nicht geklappt hat, versuchst du es eben weiter, denn du glaubst ja so fest an dich – und zack, sind wir beim Overtrading angekommen. Hin und her macht dann wirklich die Taschen leer, wie es die alte Börsenweisheit besagt. Nicht nur wegen der anfallenden Gebühren, sondern auch wegen des schlechten Tradings. Übrigens sind Männer stärker von Overconfidence betroffen als Frauen. Das ist übrigens der Hauptgrund, warum Frauen die besseren Anleger sind.

Der Dispositionseffekt: Gewinne werden realisiert, Verluste laufen gelassen. Dieses Thema ist dir vielleicht schon bekannt, denn es wird in der Trading-Literatur immer wieder durchgekaut. Allerdings ohne Erfolg, denn obwohl die meisten den Effekt kennen, schaffen sie es trotzdem nicht, richtig zu handeln. Das liegt daran, dass es wirklich sehr schwer ist, Gewinne laufen zu lassen, da man mit der ständigen Angst lebt, alles könnte wieder dahinschmelzen. Deswegen ist in den untersuchten Studien der Dispositionseffekt eines der auffälligsten und stabilsten Phänomene und betrifft auch Institutionelle Investoren.

Vertrauen auf andere statt eigener Analyse. Viele Anleger haben große Probleme, aus der Masse an Aktien die “richtigen” zu finden. Statt aber systematisch zu analysieren und zu screenen, traden die meisten einfach die Tipps aus Zeitschriften nach oder handeln das, was sonst gerade in den Schlagzeilen ist oder sich besonders stark bewegt.

Zocker-Mentalität. Denk an den Mann in der Kneipe, der tagein tagaus am Spielautomaten zockt und auf den großen Gewinn hofft. Das gleiche kann im Trading passieren, wenn man “Unterhaltung” sucht, oder den gewissen “Kick”. Dass das keine gute Grundlage fürs Trading ist, sollte klar sein. Trading ist kalkuliertes Risiko, und niemals Zockerei!

Transaktionskosten spielen natürlich auch eine Rolle. Aber die Studie zeigte ganz klar: Die Renditen, die Privatanleger erzielen, liegen bereits vor Kosten unter den jeweiligen Marktrenditen. [1]

Nun die gute Nachricht: Wenn du beim Lesen gemerkt hast, dass du von diesen Dingen betroffen bist, ist das kein Beinbruch. Unser Gehirn ist nichts fürs Trading gemacht, sondern fürs Überleben in der Savanne. Um richtig gut zu werden, musst du also an dir arbeiten – das gilt nicht nur an der Börse, sondern auch im Sport und in deiner beruflichen Karriere. Du kannst schließlich nicht erwarten, dass es den Erfolg geschenkt gibt. Ok, das war jetzt nicht wirklich eine gute Nachricht, aber jetzt kommt sie doch noch: Im Lauf der Zeit lernen Trader tatsächlich und werden besser, indem sie zum Beispiel den Dispositionseffekt minimieren. [3] Das heißt, dass du einfach lange genug ernsthaft dranbleiben musst. Wichtig ist natürlich, das dein Konto lange genug existiert, bis du an die Schwelle zur Profitabilität gekommen bist. Also fang klein an, lerne, und baue erst dann darauf auf!


Quellen:
[1] Barber, B. M. / Odean, T (2013), The Behavior of Individual Investors, Handbook of Economics of Finance, Volume 2.
[2] Svenson, O. (1981), Are We All Less Risky and More Skillful than Our Fellow Drivers?, Acta Psychologica, 47, S. 143-148.
[3] Seru, A. / Shumway, T. / Stoffman, N. (2010), Learning by Trading, Review of Financial Studies, 23, 705-739.

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