Buchbesprechung: Das große Buch der Markttechnik – Auf der Suche nach der Qualität im Trading

FinanzBuch Verlag, 2009

Das große Buch der Markttechnik ist ein echter Klassiker der deutschsprachigen Trading-Literatur. Es besteht aus abwechselndem Wissens- und Romanteil. Letzterer entwickelt sich im Verlauf des Buchs hin zu immer tiefgründigeren Fragen. So schafft es der Autor, die einzelnen grundlegenden Themen zu verbinden und dem Leser einen Eindruck von der wahren Komplexität und den notwendigen Fähigkeiten zu geben, die Trading erfordert.

Das Buch steigt mit der Erklärung ein, wie überhaupt ein Kurs entsteht. Dieses technische „Detail“ wird häufig übersehen, ist aber essenziell, um ein wirkliches Verständnis für die Kursbewegungen zu erlangen. Dann werden die Prinzipien der Markttechnik erklärt. Diese drehen sich um die Fragen, wie Trends aufgebaut sind, wo Bewegung entstehen kann und wie sich Ein- und Ausstiege strategisch definieren lassen. Dabei gelten höhere Zeitebenen als aussagekräftiger und können entsprechend als Filter für die zulässigen Handelssignale auf kleineren Zeitebenen herangezogen werden. Das Wissen um die Markttechnik lässt sich auch indirekt nutzen, indem Positionen anderer Strategien, die entgegen dieser Signale laufen würden, vermieden werden.

Das markttechnische Modell führt zu drei möglichen Handelsansätzen. Diese sind der Handel des Ausbruchs (kurzfristig), der Bewegung (mittelfristig) und des Trends (langfristig). Jeder dieser Ansätze erfordert unterschiedliche Herangehensweisen. So macht es beispielsweise Sinn, beim Handel des Ausbruchs das Risiko im Geld (hohe Positionsgröße, mit der nur wenige Punkte erzielt werden sollen) und beim Handel des Trends das Risiko im Markt zu haben (geringe Positionsgröße, mit der viele Punkte erzielt werden sollen). Denkbar ist auch ein kombinierter Ansatz, bei dem ein anfänglicher Ausbruchs-Trade nur zum Teil glattgestellt und dann zunächst als Bewegungs- sowie später als verbleibender Trend-Trade verwaltet wird. Die Ausstiegsstrategien stehen bei erfahrenen Händlern besonders im Fokus, da sie letztlich den Gewinn oder Verlust einer Position bestimmen. Neben dem technischen Know-How müssen Trader aber auch in der Lage sein, sich in andere Marktteilnehmer und deren Motive hineinzuversetzen.

Später im Buch geht es um die Frage, wie man Qualität im Trading erreichen kann. Dabei ist das Zusammenspiel der eigenen Handelserfahrungen, des Wissens und der Persönlichkeit des Traders gemeint. Michael Voigt führt den Leser zu der Erkenntnis, dass der oft gesuchte „Heilige Gral des Tradings“ einzig und allein in der Beständigkeit (und deswegen gerade nicht in der Perfektion) liegt. Einzelne Positionen müssen entsprechend immer klein genug sein, damit ihr individuelles Ergebnis nebensächlich bleibt. Außerdem definiert das Buch den „perfekten Trader“. Diesem würde man nicht ansehen, ob er gerade im Gewinn oder Verlust liegt. Er würde diszipliniert mit seinem Fachwissen, aber auch seinen Emotionen umgehen, sich nicht mit anderen vergleichen (da jeder ganz andere Rahmenbedingungen hat), seine eigenen Rückschlüsse ziehen und diese in seinen Handel einbeziehen. Der perfekte Trader hat seinen Weg gefunden und vertraut seinen Ideen, aber vor allem sich selbst. Er ist zufrieden mit dem, was er kann und lässt sich nicht von außen dazu verleiten, seinen Stil zu ändern.

Fazit

Qualität im Trading ist die einzig wahre Messlatte, die für einen Händler existiert. Sie ist vereinfacht gesagt die Art und Weise, wie er auf sein eigenes Trading reagiert - ganz im Bewusstsein, dass jeder Trader letztlich mit den gleichen Gedankenschleifen und Problemen zu kämpfen hat. Diese Dinge müssen erschöpfend in allen denkbaren Varianten zu Ende gedacht und so im Kopf ein für alle mal „abgehakt“ werden, damit man sich nicht mehr ständig im Kreis dreht. So kann die Qualität zum Kapitän werden, der den Händler auf Kurs hält. Mit jedem Trade, den er platziert, fasst er dann all seine Erfahrung, sein Wissen und seine Ziele zusammen.

10 Erkenntnisse aus dem Buch:

  • Trading-Wissen muss in die Tiefe gehen, nicht in die Breite
  • Nicht die Ereignisse machen den Kurs, sondern Angebot und Nachfrage
  • Die schnellsten und saubersten Bewegungen verlaufen vom Punkt 3 zum neuen Punkt 2
  •  Verspätetes Aufspringen auf eine Bewegung ist die häufigste Ursache für Verlust-Trades
  • gebrochene Trendlinien können weiterhin Bedeutung haben, nur in umgekehrter Funktion
  • Stopps sollten auf Basis von Innenstäben platziert werden
  • Trades kann man in den Chartverlauf einzeichnen, um effektiv daraus zu lernen
  • Das wichtigste, was ein Trader besitzt, ist sein Trading-Tagebuch voller Erkenntnisse
  • Trading heißt, eine Regel anzuwenden, weil man sie verstanden hat
  • Je langweiliger der Handel, umso erfolgreicher