Warum Trading keine Zockerei sein darf

Den heutigen Beitrag schreibe ich aus Las Vegas. Eine riesige Glücksspiel-Stadt mitten in der Wüste. Ohne den Hoover-Damm und die lockeren Glücksspiel-Gesetze in Nevada hätte es diese Stadt wohl nie gegeben. Ringsum nur karge Landschaft, schroffe Felsen und ein paar halb vertrocknete Büsche.

Es ist eine absurde Stadt, in der ich das Gefühl habe, dass Geld gar keinen richtigen Wert hat. Du kannst hier mit 10.000 Dollar ins Casino gehen und eine Stunde später mit 20.000 Dollar oder 0 Dollar herauskommen – einfach nur deswegen, weil du gerade Glück oder Pech hattest.

Ich konnte nie verstehen, wie jemand auf Dauer Glücksspieler sein kann. Es macht keinen Sinn. Die Wahrscheinlichkeiten stehen gegen den Spieler. Je länger er zockt, desto mehr verliert er (statistisch betrachtet).

Es mag ein paar Ausnahmen geben, in denen Können eine Rolle spielt. Ein gutes Beispiel ist Poker. Aber Spielautomaten, Roulette & Co sind Fässer ohne Boden, in denen keine Strategie auf Dauer Gewinn bringt.

Die Casinos dagegen nutzen permanent ihren kleinen statistischen Vorteil aus. Und das macht durchaus Sinn. Sie verdienen sich damit auf lange Sicht eine goldene Nase. Je mehr und je länger gespielt wird, desto stärker skaliert sich der kleine Vorteil in große Gewinne um. Oder was meinst du, wo das ganze Geld hergekommen ist, mit dem die vielen Casino-Türme finanziert wurden?

Nicht nur Glücksspiel, sondern auch Trading wird oft als Casino verstanden. Und das stimmt ganz genau!

Nur kommt es darauf an, welche Seite man als Trader einnimmt: Die des Spielers, der “zockt”, oder die des professionellen Casino-Betreibers, der ein ausgeklügeltes Business betreibt. Wie Trader begrenzen auch Casions ihr Risiko, indem sie Limits setzen und “zu gute” Spieler zum Beispiel beim Blackjack rauswerfen (als Kartenzähler kann man dort einen kleinen Vorteil erzielen, was deswegen verboten ist).

Und das ist der entscheidende Punkt: Als Trader zwingt uns niemand dazu, der “Loser” zu sein, der wie ein Spieler auf Glück hofft und früher oder später sein ganzes Geld verliert. Man kann sich dafür entscheiden, ganz gezielt nur dann zu handeln, wenn die Wahrscheinlichkeiten gut stehen und ein (kleiner) statistischer Vorteil gegeben ist. Wer das immer wieder sauber umsetzt und dabei seine Risiken kontrolliert, verhält sich wie ein Casino.

Professionelles Trading ist das permanente Ausnutzen günstiger Wahrscheinlichkeiten. Es ist wie im Casino, das nur aus Sicht der Spieler Zockerei ist – genauso wie planloses Handeln an der Börse. Professionelles Trading dagegen, so wie das Betreiben eines Casinos, ist ein ausgeklügeltes, berechnetes Business, das langfristig sehr rentabel sein kann.

Trading darf keine Zockerei sein, weil es dann keinen statistischen Vorteil bringt. Weil es dann wirklich so ist, als wäre man ein Spieler im Casino. Trading als kalkuliertes Risiko mit kontinuierlicher Ausnutzung günstiger Situationen ist genau das Gegenteil – es ist wie das Betreiben eines Casinos als Business, bei dem der Betreiber auf Dauer profitiert.

 
Marko Momentum